die klarinette

es ist still in der wohnung. die musik spielt nicht. sonst, spielte immer
musik, fast immer ... wenn sie sich liebten war es meist still, oder es
spielte die klarinette. jetzt lief der fernseher, stumm. ohne ton, eine
weitere lichtquelle. die lüfter der rechner, das rauschen der elektrik die
einzigsten geräusche. es schien als würde die welt den atem anhalten. gläser
klappern beim abwasch im wasser, das wasser wird schmutzig als die teller mit
tomatensoße langsam einweichen. es ist egal. mechanisch wird gespült, wird die
küche gesäubert. alles wird wieder ordentlich an seinen, oder besser einen
platz gestellt. es soll so aussehen, als würde es immer so sein. die leeren
flaschen werden eingesammelt. eine tüte für die mit pfand, eine für den
container. das papier also werbung, alte zeitungen briefumschläge von der
endlich geöffneten post werden auch fertig gemacht, werden in einen beutel
gepackt, fertig für die letzte reise. die letzte reise die in der hand, danach
nur maschinen. dann wiederverwertung, so die hoffnung. völlig stumm begleitet
von einer stummen talkshow wird ein zimmer nach dem anderen in einen zustand
gebracht, der als bewohnt aber nicht unordentlich durchgehen kann. dabei wird
nicht nachgedacht. einfach auf die arbeit konzentrieren, versuchen das heil zu
finden indem jede tätigkeit bewußt und gezielt ausgeführt wird. auch wenn das
ziel gerade nicht greifbar ist. automatisch wurde der tisch reserviert,
überlegt wo es am wochenende hingehen könnte, nach dem essen. automatisch wird
das kino programm geprüft, es gibt da noch die verabredung fürs kino die nicht
verpaßt werden darf. fast von selbst und ohne auch nur ein zittern in der
stimme wird tonlos dem anrufenden mitgeteil, sorry ich habe das ganze
wochenende schon etwas vor. in der hoffnung das er vielleicht denkt es wäre
nicht das was es sein wird. dann ein tiefer atemzug, die luft anhalten, der
wunsch eine zigarette zu rauchen ... das nicht nachgeben, das ausatmen. die
fenster, alle fenster werden weit geöffnet, auf einmal ertönt musik, die welt
hat auch wieder angefangen zu atmen. doch nicht so allein. alles um einen
herum, das morgen egal ... die musik wird lauter, die flasche wein wird sich
am ende noch in den beutel für den container begeben, bis dahin. tanzen ein
wenig. nicht zu laut, die nachbarn dürfen nicht erwachen und verärgert sein,
gerade ist allein sein besser. es ist klar, der weg geht weiter. lebewohl wird
nicht gesagt, den es ist kein abschied. ein lächeln führt vielleicht wieder
die wege zusammen, wenn die blicke sich nicht verlieren. die klarinette wird
spielen auch so.

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